"Nichts ist fantastischer als die Wirklichkeit"
 
Federico Fellini

Von Schmugglern und Grenzgängern

Kurzfilmprogramm zu Ökonomien der Grenze

Am 18.04.2011 um 20.00 Uhr

in der Cinemathèque Leipzig, Karl-Liebknecht-Str. 46, 04275 Leipzig
 

Täglich überqueren marokkanische Frauen die Grenze zwischen Spanien und Marokko. Sie arbeiten in Spanien als Hausmädchen und Kinderfrauen und schmuggeln auf dem Rückweg unter ihren langen Gewändern aus China importierte Artikel nach Nordafrika – alles unter den Augen der offiziellen Grenzposten.

Die Rede von der Festung Europa verkennt die Tatsache, dass Europas Grenzen keineswegs undurchdringlich sind, sondern ein ausgeklügelten System der Ein- und Ausschlüsse bilden, das jede Menge Türen offen lässt. Wer diese Türen benutzt, nimmt in Kauf, durch diesen Schritt zu einem „Sans Papiers“ zu werden, dem die Grenzökonomie nur mehr den Status des Illegalen zuerkennt, obwohl oder gerade weil das System seine Arbeitskraft dringend braucht.

Das Kurzfilmprogramm „Von Schmugglern und Grenzgängern“ zeigt vier Arbeiten, die den Blick auf unterschiedliche Formen von Grenzökonomien richten. Der preisgekrönte Kurzfilm „Wagah“ dokumentiert ein skurriles Militär-Spektakel an der heiß umkämpften Grenze zwischen Indien und Pakistan, das Abend für Abend von tausenden Schaulustigen auf beiden Seiten der Grenze verfolgt wird. Von dieser Art der Eventisierung der Grenze ist die Situation, die Laura Waddington zu ihrem Film „Border“ inspiriert hat, weit entfernt. Die Videokünstlerin begleitete monatelang Flüchtlinge, die von der französischen Grenzstadt Sangatte aus versuchen, sich als blinde Passagiere unter LKWs durch den Eurotunnel nach England einzuschmuggeln. Ursula Biemann und Angela Sanders machen in ihrem Essayfilm „Europlex“ die obskuren Wege und Vorgänge sichtbar, die sich täglich in einem ständigen Kreislauf zwischen legalen und illegalen Netzwerken des Handels am Checkpoint der spanischen Enklave Ceuta abspielen. Clemens von Wedemeyer erzählt schließlich in seinem Film „Otjesd“ davon, wie sich die Logik der Grenze bis in den Alltag ausbreitet und es schließlich nicht nur die realen Grenzen sind, die die Bewegung von Menschen reglementieren, sondern die bürokratischen Hürden, die einem legalen Grenzübertritt vorgelagert sind.

Die Filme:

„Wagah“ Regie: Sypriyo Sen, Deutschland 2009, 14 min.

„Otjesd“ Regie: Clemens von Wedemeyer, Deutschland 2005, 15 min.

„Border“ Regie: Laura Waddington, Frankreich/UK 2004, 27 min.

„Europlex“ Regie: Ursula Biemann, Angela Sanders, Schweiz 2003, 20 min.

Eine Veranstaltung von „Well Connected“ im Rahmen von „Kulturen des Kuratorischen“ (www.kdk-leipzig.de), Hochschule für Grafik und Buchkunst Leipzig

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